Klimawandel, ich nehme es vorweg, ist real! Diejenigen, die sagen dass es den Klimawandel nicht gibt, die haben die Fakten nicht verstanden. Vielleicht wollten sie die Fakten auch nicht verstehen. Aber davon abgesehen, kann man sich nur ein eigenes Bild des Klimawandels machen, wenn man die Fakten hierzu kennt. In diesem Sinne kann ich Greta Thunberg nur Zustimmen. Die junge schwedische Aktivistin wird nicht müde zu sagen, dass ein jeder sich die Fakten anschauen und den Wissenschaftlern zuhören soll. Genau das will ich mit diesem Artikel machen. Einen Blick auf die Fakten werfen.
Wetter und Klima
Die einen reden von Wetter und meinen das Klima, die anderen umgekehrt. Wetter ist ein augenblicklicher Zustand. Klima hingegen ein langfristiges Mittel einer Region. Wenn sich das Klima ändert, dann ist das nicht nur eine einmalige Erscheinung, sondern eine grundsätzliche langfristige Veränderung. Sie geht einher mit veränderten Temperaturen und damit auch verändertem Wetter.
Wenn die Leugner des Klimawandels sagen, dass Veränderungen im Klima schon seit Menschengedenken der Fall sind, dann haben sie schlichtweg recht. Das bekannteste aller Klimawandelphänomene ist das der Eiszeit. Die letzte Eiszeit, die Würm-Eiszeit, hat gute einhunderttausend Jahre gedauert und war erst vor zehntausend Jahren zu Ende. Auch nach der Eiszeit gab es Klimaveränderungen. Nicht selten mussten dabei Menschen ihre angestammte Heimat verlassen. Manchmal ging auch eine ganze Kultur unter. Das ist nicht neu und trotzdem hat der Mensch sich fortentwickelt. Für uns Menschen, das wird wohl jeder unterschreiben, ist eine Warmzeit besser als eine Eiszeit. Allerdings sind eine Warmzeit und eine Heißzeit zweierlei Dinge. Zu heiß ist genauso problematisch wie zu kalt. Wird es zu heiß auf unserem Planeten oder nicht?
Es deutet vieles daraufhin, dass es auf unseren Planeten wärmer wird. Entscheidend ist bei der Frage aber, ob es permanent wärmer wird und ob es so heiß wird, dass wir Menschen uns Sorgen um unsere stabilen Gesellschaften machen müssen. Und hierzu schauen wir jetzt auf die Fakten.
CO2, Methan und Lachgas
Auch hier nehme ich wieder etwas vorweg: Bei den Fakten ist das CO2 entscheidend. Methan und Lachgas darf man aber auch nicht unterschätzen. Die Luft, die wir atmen, besteht vor allem aus Sauerstoff, Stickstoff und Argon. Kohlendioxid, Methan und Lachgas machen nur einen verschwindend geringen Teil aus. Man misst diesen Anteil in „ppm“. Das steht für „parts per million“, ins Deutsche übersetz für „Teile pro eine Million Teile“. Methan und Lachgas sind so gar so gering in der Atmosphäre enthalten, dass man sie in „ppb“, also „parts per billion“, spricht in „Teile pro eine Milliarde Teile“ rechnet. Um eine bessere Vorstellung zu haben: 1000ppb entsprechen 1ppm. Und 1ppm sind 0,0001%.
Kohlendioxid hat derzeit eine Konzentration von ca. 415ppm in der Atmosphäre. Das entspricht 0,0415%. Methan dagegen nur ca. 1800ppb, was 0,00018% entspricht. Und schließlich Lachgas mit nur 330ppb. Das entspricht 0,000033%. Die Konzentration der Treibhausgase ist nicht hoch, um es auf den Punkt zu bringen. Neben der Konzentration sind aber noch zwei weitere Werte entscheidend. Nämlich zum einen die Verweildauer in der Atmosphäre. Und zum anderen die Wirkung auf die Erderwärmung. Methan hat im Verhältnis zu CO2 eine ca. 23 mal stärkere Wirkung auf die Erderwärmung als CO2. Die Verweildauer beträgt bis zu 15 Jahre. Lachgas hat so gar eine ca. 300 mal stärkere Wirkung auf die Erderwärmung als CO2 und bleibt ca. 114 Jahre in der Atmosphäre. Und dann schließlich das CO2: Es verweilt bis zu 1000 Jahre in der Atmosphäre.
Und falls mir das keiner so glaubt, dann findet mal die Quellen dafür hier:
- Das wir derzeit 415ppm CO2 in der Atmosphäre haben, das hat die Bundesumweltministerin in einer Rede vor dem Bundestag Ende 2019 bei der Vorstellung des Klimaberichts gesagt. Den Klimabericht kann jeder hier lesen.
- Die Konzentration der Treibhausgase und noch mehr Details dazu kann man beim Umweltbundesamt nachlesen.
Wirkung der Treibhausgase
Die Erde hat glücklicherweise eine Atmosphäre. Hätte sie die Nicht, würde es tagsüber bis zu 100 Grad heiß werden und nachts bis zu -160 Grad kalt. Dank der Atmosphäre haben wir aber diese extremen Schwankungen nicht. Es herrscht eine Durchschnittstemperatur von ca. 15 Grad. Ohne Atmosphäre wären es nach Berechnungen von Forschern -18 Grad. An der Temperatur in der Atmosphäre sind die Treibhausgase, allen voran das CO2, massiv beteiligt. Diese Gase verhindern, dass die Wärmestrahlung der Sonne sofort ins Weltall entweicht. Darin liegt ihre Wirkung auf die Erderwärmung und das Klima. Und diese Wirkung haben die Treibhausgase trotz ihrer geringen Konzentration in der Atmosphäre. Wer es nachlesen möchte, der kann das bei Quarks machen.
Zwischenfazit
Bevor weitere Fakten kommen halten wir einmal folgendes fest: Zu Methan können wir sagen, dass es mit 14 Jahren Verweildauer schnell wieder aus der Atmosphäre weg ist. Es ist nicht gut, wenn die Konzentration steigt, aber wir werden es auch wieder recht zügig los. Bei Lachgas sind es zwar über 100 Jahre, aber eine noch sehr viel kleinere Konzentration. Auch das wollen wir nicht überbewerten. Also vernachlässigen wir diese beiden Treibhausgase fortan und konzentrieren uns auf das CO2. Kohlendioxid bleibt bis zu 1000 Jahren. Das werden wir nicht mal eben wieder los. Und es ist das Treibhausgas mit der höchsten Konzentration in der Atmosphäre.
Konzentration von CO2 in der Historie
Wenn jemand oben die Quellen gelesen hat, dann hat er bereits erfahren, dass die Konzentration von CO2 vorindustriell bei nur ca. 280ppm lag. Das ist der relativ konstante Wert nach der letzten Eiszeit. Wie sah es davor aus? Wir befinden uns derzeit im Känozoikum, der Erdneuzeit, im Quartär, das wiederum in Pleistozän und Holozän unterteilt wird. Wir befinden uns im Holozän. Das lassen wir einmal so stehen. Viel verständlich ist sicherlich, wenn man einfach sagt, dass wir über die letzten knapp 1 Mio. Jahre den stetigen Wandel von Kalt- bzw. Eiszeit und Warmzeit gesehen haben. Hierzu eine Grafik des NOAA National Centers for Enviromental Information mit einer Darstellung von Temperaturen und Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre über diesen Zeitraum.
Aus dieser Darstellung kann man zwei Dinge ersehen. Zum einen, dass über die letzte Million Jahre Temperatur und CO2-Gehalt nahezu parallel verlaufen. Ein Zusammenhang zwischen beiden kann daher nicht geleugnet werden. Zum anderen, dass die Konzentration des CO2 in diesem Wandel von Kalt- und Warmzeiten in einer Spanne von 180ppm bis 310ppm verlief. Das muss man sich einmal ganz deutlich vor Augen halten: Ca.180ppm bis 200ppm ist der Gehalt an CO2 in der Atmosphäre während einer Kaltzeit. Ca. 280ppm bis 300ppm ist der Wert für eine Warmzeit. Der Unterschied beträgt ungefähr 100ppm. Jetzt haben wir 415ppm CO2 in der Atmosphäre. Das ist die Spanne einer ganzen Warmzeit zur Kaltzeit, aber obendrauf auf unsere derzeitige Warmzeit!
Die Bundesumwelt Ministerin hat in der Vorstellung des bereits genannten Monitoringberichts 2019 auch einen Wert für den jährlichen Zuwachs an CO2 in der Atmosphäre genannt. Wir steigen derzeit mit mindestens 2ppm pro Jahr. Über die Entwicklung des CO2 in der Atmosphäre seit der industriellen Revolution empfehle ich einen Artikel in Spektrum aus 2017, der an Aktualität nichts verloren hat und auch die entsprechenden Grafiken zeigt, so dass man sich ein sehr gutes Bild davon machen kann. Nebenbei kann man hier auch die Tatsache nachlesen, dass der Anstieg des CO2 vom Menschen gemacht ist. Wenn wir jetzt hochrechnen, dass wir mit mindestens 2ppm pro Jahr steigen, dann sind wir im Jahr 2070 vielleicht bereits bei 500ppm angekommen. Und das vergleichen wir jetzt einmal mit den historischen Werten:
Fakt ist, dass wir derzeit den höchsten CO2 Wert in der Atmosphäre seit 14 Millionen Jahren haben. Und wenn wir so weitermachen, dann sind wir in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts auf einem Niveau wie vor 35 bis 40 Millionen Jahren. Und das bedeutet ca. 4 Grad höhere Temperaturen und eine weitgehend eisfreie Erde.
Die Erdachse
Als wäre das Kohlendioxid in der Atmosphäre nicht schon gruselig genug, gibt es noch einen Fakt, der beunruhigt. Der Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten der letzten 800.000 Jahre beruht auf dem Model der Milankovic-Zyklen. Wer dieses detailliert wissen möchte, der kann das auf Wikipedia nachlesen. Diese Zyklen haben auch mit der Veränderung der Erdachse zu tun. Die Erdachse wanderte seit Beginn der Berechnungen gemächlich in Richtung Hudson Bay. Das änderte sich im Jahr 2000 abrupt. Seitdem bewegt sich die Erdachse mit doppelter Geschwindigkeit in Richtung Osten. Ursache hierfür ist nicht nur der Klimawandel. Es ist vor allem der Verlust allen Grund- und Tiefenwassers auf dem indischen Subkontinent. Dieser wurde von uns Menschen quasi auf hunderte Meter Tiefe leer gepumpt. Der massive Gewichtsverlust hat die Erde aus dem bisherigen Gleichgewicht gebracht. Was das genau bedeutet, und wie schwerwiegende Folgen es auf das Klima hat, ist strittig. Aber eines ist hierbei klar. Die Periode der Milankovic-Zyklen und unser Erdzeitalter, das Holozän, ist damit vorbei. Die Quelle hierfür gibt es in den Wissensseiten von Weather.com.
Was bedeutet eine vier Grad wärmere Erde?
Diesen Ausblick will ich gar nicht machen, sondern ich empfehle hierzu ein Video von Professor Will Steffen. Er ist ein international anerkannter Wissenschaftler und berät auch das IPCC, International Panel of Climate Change, zu Deutsch Weltklimarat. Seine Ausblicke und seine Einschätzungen, was eine drei bis vier Grad wärmere Erde für uns Menschen bedeutet, sprechen für sich. Ich hoffe, dass seine Darstellungen sich in dieser Form nicht bewahrheiten. Aber die Mahnungen sind deutlich und wir müssen den Klimawandel ernst nehmen!
Fazit
Haben Sie sich die Zeit genommen und das Video von Will Steffen angesehen? Es zeig noch einmal sehr drastisch das, was auch die oben genannten Fakten aussagen. Es zeigt, dass wir sehr schnell auf eine deutlich wärmere Erde hinsteuern. Wenn wir jetzt noch Maßnahmen ergreifen, dann kann vielleicht das Schlimmste noch verhindert werden. Es sieht aber nicht danach aus, dass die internationale Politik diese Maßnahmen schnellstens ergreift. Klimawandel ist real und er ist eine Bedrohung für uns. Mit dem Klimawandel steigen die Meeresspiegel. Das betrifft insbesondere das norddeutsche Flachland, welches aufgrund der letzten Eiszeit zusätzlich noch langsam abfällt. Klimawandel betrifft aber auch Artensterben und die Veränderung der Vegetation. Das Thema geht über in den Umweltschutz. Irgendwo gibt es hierhin eine fließende Grenze. Wir verändern nicht nur das Klima unseres Planeten, sondern wir plastifizieren diesen auch noch.
Die Fakten des Klimawandels sind nicht kompliziert und können von jedermann verstanden werden. Wenn wir auf die letzten zwei Jahre gucken, die Daten von 2018 und 2019 betrachten, dann spricht einiges dafür, dass sich die Dynamik des Klimawandels deutlich verschärft hat. Wir sehen das an dem Abschmelzen des Eises an den Polen, dem Auftauen des Permafrostbodens und an den Waldbränden überall auf unserem Planeten. Ich könnte ewig fortfahren, will hier aber einhalten. Die Zukunft kann nur ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen, dem Klima, den Arten und unserem Planten sein. Innovative Methoden werden die Zukunft sein. Zum Beispiel horizontale Landwirtschaft. Der Klimawandel ist mit Sicherheit nicht das Ende der Menschheit. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir fast 8 Milliarden Menschen ernähren müssen. Wenn wir das nicht mehr schaffen, weil wir fruchtbares Ackerland und ganze Ernten verlieren, dann wird es gesellschaftliche Spannungen geben, wenn nicht Krieg. Das ist sicher nicht die Zukunft, die wir für unsere Kinder wollen. Und daher müssen wir jetzt handeln, auch wenn es für unseren Wohlstand schmerzhaft sein wird!