Donald Trump hat die US-Wahl gegen Kamala Harris deutlich gewonnen. Die Niederlage für die Demokraten war niederschmetternd. Für amerikanische Verhältnisse kann man fast schon von einem Erdrutschsieg sprechen. In Deutschland hatte man hingegen auf den Sieg von Kamala Harris gesetzt. Nicht nur gesetzt, sondern Kamala Harris auch unterstützt. Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland hat wenig Verständnis für einen Sieg Donald Trumps. Man ist entsetzt und versteht es nicht, weil man Trump, nicht ganz unverständlicherweise, nicht mag. In den USA ist das offensichtlich anders. Warum wurde Trump gewählt? Dieser Artikel soll sich mit dem „Warum“ befassen und die Wahlentscheidung der Amerikaner erklären.
US-Wahl: Harris hatte nie eine Chance gegen Trump
Die USA sind nicht Europa. Sichtweisen, Denkweisen und Sorgen sind zum Teil andere. Wir dürfen nicht mit unseren Augen auf die USA blicken, sondern müssen mit den Augen eines Amerikaners gucken. Wenn wir an die USA denken, denken wir an L.A., San Francisco und New York. Der größte Teil des USA sind aber konservativer ländlicher Raum. Und die USA sind ein Migrationsland mit afroamerikanischen Wählern und lateinamerikanischen Wählern, als größte Gruppen neben den weißen Wählern.
Die Sorge um die Wirtschaft
Die Sorge um die Wirtschaft war eines der ganz entscheidenden Themen und eigentlich nicht begründet, wenn wir dieses an den Zahlen zum Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt festmachen. Diese haben sich unter Biden verbessert. In einer modernen Welt kommt es darauf aber nicht an. Wahrheit ist, was als solche propagiert wird. Das Trump-Team verstand es in der US-Wahl allen einzureden, dass Demokraten die Wirtschaft zerstören. Die Menschen in den USA nahmen das auch sofort auf, weil es deren Erleben entspricht. Die Wirtschaft wächst zwar und Jobs entstehen, dennoch steigt der Wohlstand der arbeitenden Bevölkerung in den USA nicht. Man hat zum Teil zwei, oder so gar drei Jobs, und kommt mit dem verdienten Geld trotzdem nicht aus. Die Lebenshaltungskosten steigen, Einkommen steigen nicht. Das spürt die Masse der Bevölkerung. Es ist real und wird als „Wirtschaftsproblem“ wahrgenommen. Die Demokraten haben diese Problematik in den letzten vier Jahren nicht lösen können. Die arbeitende Bevölkerung arbeitet immer mehr und wird dabei immer ärmer. Harris steht für ein weiter so. Trump für MAGA (Make America Great Again). Man traut es ihm eher zu etwas zu verändern als Harris. Es ist ähnlich wie in Deutschland mit der AfD und dem BSW. Sie sind nicht die Lösung, aber die einzige Alternative zu einem „Weiter-Wie-Gehabt“.
Die innere Sicherheit und Migration
„Migranten ermorden unsere Frauen und Kinder“, so schalte es aus dem Trump-Lager. Noch einen Tick extremer als in Deutschland. Migranten sind neuerdings an allem Schuld. Dabei sind nicht weiße (christliche) Migranten gemeint, sondern andere Gruppen. Vor allem Lateinamerikaner. Islamistische Einwanderung, anders als bei uns, spielt keine beherrschende Rolle in der Debatte. Wenn man sich nur die Todesfälle durch Schusswaffen anguckt, dann waren es 2022 über 20.000 und im letzten Jahr knapp 19.000. Die Mordrate 2022 betrug 6,4% je 100.000 Einwohner. Unter Präsident Biden ist die Mord- und Totschlagsrate in den USA 2023 um durchschnittlich 13% zurückgegangen. Ein Rekord. Wobei die Werte im Vergleich zu Deutschland weiter astronomisch hoch liegen. In 2023 starben nur in den vier Städten New York, L.A., Philadelphia und Chicago 1.759 Menschen durch Mord oder Totschlag.
Kamala Harris konnte auch auf diesem Gebiet nicht punkten. Man traute Trump eher zu, das Problem zu lösen. Es lag auch daran, dass das Thema in den USA ein heikles ist. Natürlich wünschen sich alle Amerikaner, dass es keine Morde mehr gibt. Aber sie wünschen sich auch, ihr Recht auf Waffenbesitz zu behalten. Die USA sind ein hochbewaffnetes Land, sowohl mit Messern wie mit Schusswaffen. Wer das ändern will, der sieht sich einer großen Lobby gegenüber. Kamala Harris hatte nicht den Mut es mit dieser Lobby aufzunehmen und auch nicht den Mut die Schulschießereien zu thematisieren. Sie blieb farblos auf dem Gebiet, während Trump Stärke zeigte. Er machte deutlich, dass er für die innere Sicherheit im wahrsten Sinne des Wortes kämpfen will. Und das konservative Amerika liebt Stärke und Kämpfen.
Social Media und äußere Einflüsse
Man meint, dass Social Media heutzutage Wahlentscheidend ist. Für diese Wahl kann es verneint werden. Beide Seiten hatten Ihre Influencer und Kampagnen. Agenturen kämpften ebenso mit. Unter dem Strich hoben sich beide Seiten mehr oder minder gegenseitig auf. Keiner konnte durch Social Media wirklich Wähler mobilisieren noch für sich gewinnen. Gewinnen in dem Sinne, dass man auf Social Media den anderen „übertrumpfte“. Kamala Harris hatte dabei gerade unter den Influencern und Promis auf Social Media einen deutlichen Vorteil, verlor die US-Wahl gegen Trump dennoch deutlich.
Auch ein Eingriff von Putin war nicht vorhanden. In Trumps erster Wahl sah es anders aus. In dieser US-Wahl waren russische Kampagnen nicht erkennbar. Russland hatte auch kein Ziel dafür. Man steht Trump skeptisch gegenüber. Man ist mit ihm im Geiste als Nationalist verbunden. Aber hierüber hinaus, ist man enttäuscht. In seiner erste Amtszeit erhoffe man sich auf russischer Seite viel von Trump. Man wurde bitter enttäuscht. Gewünscht hätte man sich aus Sicht Putins einen knappen Sieg von Kamala Harris. Diese hätte ggf. zu Unruhen und Instabilität in den USA geführt. Das wäre im Interesse Russlands gewesen. Auch hat Putin Trump nicht gratuliert und Trump wiederum als erstes mit Selensky telefoniert. Ein klares Zeichen.
Andere ausländische Einflussnahmen, zum Beispiel aus China, sind auch nicht zu erkennen gewesen. Es bleibt lediglich die Einflussnahme der Milliardäre, allen voran von Elon Musk. Ein in meinen Augen sehr gefährlicher Mensch für die Demokratie, aber auch er hat die Wahl nicht nennenswert beeinflusst. Die Amerikaner wählten Trump, weil er für sie das geringere Übel zu Harris war. Weil er Stärke ausstrahlt und nicht für ein „Weiter-Wie-Gehabt“ steht.
Sexismus, Rassismus und Religion
Die USA sind in vielerlei Hinsicht anders als Europa. Ein Großteil der Bevölkerung sind konservative evangelische Christen. Konservativ in einem zum Teil radikalen Sinne, wenn es die Ansichten betrifft. Deswegen wählten nicht einmal die Mehrzahl der weißen Frauen Kamala Harris, sondern Trump. Weil Kamala Harris eine Frau ist und weil sie eine POC ist. Ihre ethnische Herkunft, indisch-afroamerikanisch wurde ihr zusätzlich zum Verhängnis. In den weißen konservativen Kreisen war sie deswegen nicht wählbar. Die Inder spielen als Wählergruppe in den USA keine Rolle. Die Afroamerikaner identifizieren sich nicht mit Kamala Harris. Dazu kommt die Enttäuschung aus der Präsidentschaft von Obama, wo man sich viel versprochen hatte, aber enttäuscht worden war. Kamala Harris war für diese Gruppe „keine von uns“. Und auch die Latinos haben Kamala Harris nicht gewählt. Man identifiziert sich eher mit Trump, weil auch hier Migration und Wirtschaft ausschlaggebend für die Wahlentscheidung sind. Trumps Lösungen waren die überzeugenderen, auch für die Gruppe der Latinos.
Führung
Führung ist Stärke, und die Amerikaner lieben Stärke. Hier hat Trump eindeutig gewonnen und Kamala Harris hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Ein Narzisst ist natürlich die Idealbesetzung, um Führungsstärke zu propagieren. Und hier haben sich die Amerikaner nicht einmal getäuscht. Sie haben Stärke in der US-Wahl bestellt und auch gleich danach bekommen. Trump macht einige Ankündigungen, die Welt, vor allem Europa zittert. Genau das ist es, was die Amerikaner unter Amerika verstehen: „Wir sind die führende Nation in der Welt, vor der die anderen zittern.“ Trump gibt es ihnen. Kamala Harris nicht.
Bildung und Intellekt
Jedem Beobachter ist klar, dass Trump kein Mensch von hoher Bildung und großem Intellekt ist. Ihn und Kamala Harris trennen hier Welten. Man müsste denken, dass es für Kamala Harris von entscheidendem Vorteil war, aber das Gegenteil ist der Fall. Man gewinnt damit nichts. Wir sehen das in Deutschland mit dem Ansatz „Fakenews durch Argumente zu entlarven“. Es führt zu nichts, als nur zu Verhärtung der Einstellung der anderen. Man zeigt seine Überlegenheit durch Wissen und Intellekt. Für die anderen fühlt es sich an, als zeigt jemand von oben herab auf sie und sagt: „Ihr seid dumm, seht es ein.“ Niemand ist gerne dumm oder will das einsehen. Und niemand will komplizierte Erklärungen hören. Das ist die Welt des „Alles-Wie-Gehabt“. In diesem Sinne konnte Kamala Harris die breite konservative Masse schlechter erreichen als Trump, der diese Menschen mit schlichten Parolen abholt.
Außenpolitik
Trump steht für Unvorhersehbarkeit, Kamala Harris für das „Weiter-So“. Man wollt kein „Weiter-So“. Man wollte Stärke, keine Diplomatie. Das ist, was amerikanische Wähler unter einem starken Amerika verstehen. Trump gibt es Ihnen. Kamala stellt für die Wähler eine schwache Diplomatin dar, ohne Stärke, ohne den Willen Amerika wieder groß zu machen. Und im konservativen Amerika ist eine Frau eine Person, die diese Eigenschaften auch nicht besitzen kann. Rückständige Gedanken für moderne, aufgeklärte Menschen. Aber so denkt Amerika. Die USA sind in der breiten Masse ein weitgehend sehr konservatives Volk.
Was Trump in seiner Unvorhersehbarkeit am Ende bringt oder nicht, spielt keine Rolle für die Wähler. Es ist das radikale in Trump, was sie wollen. Und wir sehen dieses bereits Tage nach der Wahl. Klimapolitik wird quasi abgeschafft. Elon Musk rückt in den Vordergrund. Der Vizepräsident kündigt an, dass man ohne weiteres die Unterstützung der NATO einstellen wird, wenn die Plattformen und Projekte von Musk in Europa reguliert werden. Tucker Carlson spricht über Abtreibungen als Grund für mehr schwere Stürme, da Gott Amerika für diese Sünde bestraft. Antidemokratische, hochgefährliche Ansätze für das Miteinander in den USA und der USA mit der Welt. Aber genau das wollten die Amerikaner und bekommen es.
Alter und Gesundheit
Man hat mit Donald Trump einen, in Teilen wohl schon senilen Greis in das weiße Haus gewählt. Er wird die vier Jahre nicht schaffen. J.D. Vance wird irgendwann übernehmen. Mit ihm wird es noch unvorhersehbarer und radikaler werden. Das war den konservativen amerikanischen Wählern bewusst. Auch die Tatsache, dass Trump unehrlich, verurteilt, sexistisch und vieles mehr ist, war den Wählern bewusst. Sie haben ihn dennoch gewählt, weil sie Kamala Harris nicht wählen wollten. Bei Biden wurde Alter und Gesundheit stark thematisiert. Bei Trump nicht, obwohl es auch bei ihm offensichtlich problematisch ist. Auch hier wieder eine Frage der Kampagne: Die Demokraten haben sich nicht getraut und wollten sich mit Inhalten, nicht mit Hetze von Trump absetzen. Inhalte funktionieren aber nicht in der modernen Medienwelt. Wer am besten (Des)Information propagieren kann, der gewinnt. Wer am besten die Köpfe der Wahler erreicht, der gewinnt. Mit langweiligen Inhalten erreicht man niemanden und gewinnt nichts. Die Show ist entscheidend. Und Trump kann die Show.
Fazit und Ausblick
Kamala Harris hatte nie eine Chance zu gewinnen. Sie war auf allen Ebenen chancenlos, weil sie die falsche Person an der falschen Stelle war. Weil sie eine Frau war, weil sie nicht weiß war, weil sie auf Inhalte gesetzt hat, weil sie für ein „Weiter-So“ stand und weil sie keine Führungsstärke noch den amerikanischen Geist im Sinne des konservativen Amerikas symbolisierte. Sie konnte nur verlieren. Die Zeit für eine eine Person wie sie, war in den USA noch nicht gekommen.
Ihre Niederlage wird zur Prüfung für die Demokratie. Trump will die Demokratie angreifen und Vance will das auch. Es wird am Ende auf Vance ankommen. Und Vance wird nicht selbst entscheiden. Er ist unerfahren und eigentlich nicht einmal ein richtiger Politiker. Kräfte wie Elon Musk werden ihn lenken. Freiheit im Sinne von Desinformation, Anti-Wissenschaftsansätze, Wirtschaftsliberalismus und fundamentales Christentum werden gepusht werden. Die Beziehungen in der Welt werden sich verändern. Neue Bündnisse werden entstehen und neue geostrategische Ausrichtungen werden notwendig werden. Die Welt wird sich verändern, drastischer als je zuvor. Und auch unvorhersehbarer, als je zuvor. Viele jubeln und freuen sich über den Sieg Trumps. Darunter zum Beispiel Netanjahu. Er glaubt in Trump einen Unterstützer für die israelische Sache zu haben. Israel und der Nahe Osten interessieren aber weder Trump noch Vance. Es ist gut möglich, dass die USA alle Waffenlieferungen an Israel einstellen. Und dann verändert sich die Lage im Nahen Osten für Israel dramatisch. Der Türkische Präsident Erdogan hat diese von Trump schon gefordert und Trump auch schon mit diesem telefoniert. Wir müssen uns also demnächst auf radikale Veränderungen einstellen. Und wir werden als Demokraten mehr denn je gefragt sein, die demokratischen Werte zu verteidigen. Schwierige Zeiten stehen bevor!