Ich musste für einen Kunden etwas in alten Datensicherungen suchen und stieß dabei auf eine private Datei. Es handelt sich um ein Gedicht, dass ich im Alter von 19 Jahren, während ich im Abitur steckte, geschrieben habe. Danach geriet es offensichtlich in Vergessenheit. Jetzt habe ich es zufällig wiedergefunden und dachte mir, ich werde es einfach mal in meinem Blog veröffentlichen. Der Titel ist „Auf dem Fels am Meer“. Vielleicht gefällt es ja jemanden.
Auf dem Fels am Meer
Auf dem höchsten Fels stand ein Mensch,
der Blick ging weit, weit heraus,
auf das unendliche Meer hinaus,
und er liebte wirklich nichts mehr
als hier bewegungslos zu stehen
und auf das große Meer zu sehen.
So stand er auch eines Tages Abend dort,
schaute hinaus auf das weite Meer,
was einen anderen interessierte doch sehr
und der Vorbeikommende sprach ihn an,
denn er wollte den Menschen verstehen,
den es hier gab zu sehen.
Der Fremde fragte wonach er Ausschau hielte,
denn auf dem Meer war nichts zu sehen,
zu dem die Blicke könnten hingehen,
und er bekam als Antwort zu hören,
ob er denn gar nichts erspähe,
egal ob in der Ferne oder Nähe.
Der Fremde fragte sich, was er denn sehen solle,
fragte den Menschen was er erblickt,
und das war wirklich sehr ungeschickt.
Das bekam er auch prompt zu hören,
wie könnte er erblicken, eines von den Dingen,
die da nur den Menschen angingen?
Der Mensch auf dem Fels erklärte ihm,
dass ein jeder nur sein eigenes Geschehen,
auf dem Meer hinaus kann sehen,
und so war es schon lange dunkel,
als der Fremde musste gestehen,
dass er immer noch nichts kann sehen.
Der Mensch erzählte ihm darauf,
dass er könnte die Sterne sehen,
welche dort am Himmel stehen.
Der andere schaute auch zum Himmel,
sah aber nicht einen Stern,
sondern nur Wolken in der Fern.
Er fragte darauf den Menschen,
wie er die Sterne am Himmel sehen soll,
wenn dieser ist von Wolken voll.
Zurück fragte der Mensch,
wie er die Wolken kann sehen,
wenn am Himmel nur Sterne stehen.
So ging die Fragerei nun weiter,
und brachte ans Licht heraus,
dass dort, wo der Mensch blickte hinaus,
viele Dinge waren vorhanden,
wo der Fremde aber hinsah,
einfach gar nichts war da.
Der Mensch war voll von Fantasie,
er war so glücklich zu leben,
nichts Schöneres als das Leben war ihm gegeben,
und er versuchte sich vorzustellen,
wie der andere konnte bestehen,
ohne im Nichts etwas zu sehen.
Der Mensch wollte es jetzt wissen,
wie konnte der andere glücklich sein,
wenn er nicht sah den Sternenschein?
Und diesbezüglich fragte er ihn,
wie kann sein Leben ohne Fantasie bestehen,
denn so etwas konnte er nicht verstehen.
Darauf sprach der andere zu ihm:
Wozu muss man die Sterne sehen,
um glücklich im Leben zu stehen?
Und der Mensch fühlte Mitleid,
denn niemals würde der andere wirklich leben,
wenn ihm war keine Fantasie gegeben.